Entstehungsgeschichte des Iaidô

Iaidô – die Kunst des Schwertziehens – ist eine japanische Budô-Disziplin mit einer 450-jährigen Tradition. Ab Mitte des 15. Jahrhunderts erlebte Japan während der Sengoku-Periode (1467 – 1574) eine Zeit der Bürgerkriege mit heftigen Auseinandersetzungen in den einzelnen Provinzen. Es galt bei den aufständischen Kriegen, Schlachten und Kämpfen durch die versierte Handhabung des Schwertes das eigene Leben zu retten. In dieser Zeit lebte der Samurai Hayashizaki Jinsuke Minamoto no Shigenobu (1546 – 1621), der nach allgemeiner Auffassung als Begründer des Iaidô gilt. Der Legende nach sollen sich ihm die Geheimnisse des Schwertkampfes während der Meditation am Hayashizaki-Schrein eröffnet haben. Eine Vielzahl verschiedener Schulen geht in ihrer Entstehungsgeschichte auf ihn zurück. Die Stilrichtungen Shin-Kage-Ryû, Musô-Shinden-Ryû und Musô-Jikiden-Eishin-Ryû sind nur drei aus einer Vielzahl von Iaidô-Schulen, die sich über die Jahrhunderte hinweg entwickelt haben.

 

Was ist Iaidô?

Sinngemäß übersetzt man den aus drei Schriftzeichen bestehenden Begriff Iaidô (居合道) mit »Der Weg des Einssein von Körper und Geist«. Man strebt zu jedem Zeitpunkt des Trainings die Einheit von Geist (ki), Schwert (ken) und Körper (tai) an. Das Schriftzeichen »dô« steht hierbei für den klassischen »Weg« bei der Erlernung der Kampfkünste ... das Bestreben sich ständig verbessern zu wollen. Mit dem Ende der kriegerischen Auseinandersetzungen hatte das Schwert zur Verteidigung des Lebens an Bedeutung verloren und man entdeckte es in dieser Zeit als ein Hilfsmittel zur Kontrolle und Erziehung des eigenen Seins.                                                                                 

 

Herausforderung für Körper und Geist

Technisch gesehen steht im Iaidô das Beherrschen des Samurai-Schwertes in sich ändernden Körperhaltungen mit verschiedenen Zieh- und Schnitttechniken im Vordergrund. Da es im Iaidô jedoch keinen klassischen Zweikampf gibt, beruht die mentale Komponente auf dem Besiegen der eigenen Unzulänglichkeiten. Iaidô vermittelt die Möglichkeit, sich voll auf die eigene Person, die vorhandenen Schwächen und selbstverursachten Fehler, sowie die kampfentscheidende Geisteshaltung zu konzentrieren.

 

Wie übt man Iaido?

Untrennbar mit dem Iaido verbunden ist ein Regelwerk von Grußmustern die jeweils in gleicher Reihenfolge vor Beginn des Trainings durchzuführen sind:

 

- Verbeugung beim Betreten des Dôjô

- Gruß zum Göttersitz »kamiza« (shinzen ni rei)

- Abknien in Kniesitzposition (seiza)

- kurze Meditation (mokusô)

- Gruß zum Lehrer (sensei ni rei)

- Schwertgruß (tôrei)

 

Danach wird das Schwert in den Gürtel (obi) gesteckt, die Übenden erheben sich und das Einschneidtraining kann beginnen. Hierbei versucht man zunächst in vertikalen Schneidbewegungen der Schwertspitze (kissaki) den maximalen Schneidradius zu geben. Die nachfolgenden Abläufe gehören zu den Grundelementen (kihon) und vollziehen sich in 5 Abschnitten:

 

1.  Ziehen und erster Schnitt (nukitsuke)

2.  Schwertausholbewegung (furikaburi)

3.  Zweite Schnittbewegung (kirioroshi)

4.  Reinigen der Klinge (chiburui)

5.  Zurückführen der Klinge (nôtô)

 

Iaidô-Training und Ausrüstung

Wie in anderen Kampfkünsten, wird auch Iaidô im Dôjô (Ort der Wegausübung) trainiert. Zur traditionellen Bekleidung gehören eine Jacke (gi), ein etwa 8 cm breiter und 4 m langer Gürtel (obi) zur Aufnahme des Schwertes und ein weiter Hosenrock (hakama). Die klassischen Farben des Iaidô sind dunkelblau oder schwarz. Im Iaidô gilt das traditionelle Graduierungssystem vom Schüler- (kyû) zum Meistergrad (dan). Es gibt jedoch keine Gürtelfarben, die die Graduierung anzeigen. Anfänglich wird mit dem Holzschwert (bokutô) geübt, das nach weiteren Fortschritten durch ein Übungsschwert (iaitô) ersetzt werden kann. Das Iaitô entspricht in Form, Länge und Gewicht dem japanischen Schwert (katana), ist jedoch ungeschliffen. Außer grundlegenden Zieh- und Schnitttechniken werden im Iaidô vor allem »kata« geübt. Das sind festgelegte Bewegungsabläufe mit Abwehr- und Angriffstechniken die der Situation in einem realen Schwertkampf entsprechen. Ungefährliche Partnerübungen mit dem Holzschwert zur Verdeutlichung der Techniken sind ebenso möglich. Bei der Ausführung der Kata zählen vor allem Effizienz des Schnittes, Ausführung, Zeitabfolge und die richtige Dynamik der Bewegungen. Zu jedem Zeitpunkt müssen auch die Blickrichtung (metsuke) und Wachsamkeit (zanshin) der Situation entsprechen. Der Betrachter der Kata muss den imaginären Gegner vor dem geistigen Auge sehen können.

 

Was kostet eine Iaido-Ausrüstung?

Die Kosten für die komplette Iaido-Kleidung (Iaidô-Gi, Shitagi, Obi & Hakama) liegen bei rund 140 EUR. Holzschwerter gibt es im Internet ab 10 EUR und für weitere 15 EUR bekommt man eine Plastik-Saya (Schwerthülle). Diese ist auch Einsteigern unbedingt zum empfehlen, da zum Schwert-Handling der Umgang mit der Saya von Anfang an dazu gehört. Ein gutes Einsteiger-Iaitô kostet rund 500 EUR.

 

Ab 500 EUR wird das Iaitô zum Liebhaberobjekt. Iaido-relevante Eigenschaften sind in dieser Kategorie hinreichend erfüllt. Nun sind es die Ausführungen der »schwertschmückenden« Bestandteile, die das Herz des begeisterten Iaidoka höher schlagen lassen: Ob Griffwicklung aus echter Seide, die schwarze Rochenhaut (same), die Schwertzwinge (habaki) aus Silber mit Feilstrichen oder das Drachenmotiv am Ende des Griffes (tsukagashira) – fast unendlich lang ist die Liste der Bestandteile, die beim Schwertvergleich begeisterte Blicke und löbliche Äußerungen der Bewunderer auslösen. »Sugoi – sagenhaft!«